Unkenrufe und Risikostreuung

Unkenrufe und Risikostreuung gibt es schon viel länger als die Finanzwelt überhaupt existiert: In kleinen trüben Gewässern nämlich, wo die Gelbbauchunke lebt und sich vermehrt. Im Gegensatz zu  Grasfrosch und  Erdkröte, die viel grösser und häufiger sind, findet man die Gelbbauchunke in Kleinstgewässern wie Wasserlachen, Pfützen oder wasserfüllten Radspuren, die durch einen lehmigen Boden so trüb sind, dass man trotz flachem Wasser nicht auf den Grund sieht. Statt wie Grasfrosch und Erdkröte einmal im Jahr tausende von Eiern abzulaichen und dann zu hoffen, dass wenigstens ein paar einzelne Kaulquappen überleben (d.h. nicht gefressen werden), macht die Gelbbauchunke das viel geschickter. Sie paart sich von April bis August, also 5 Monate lang. Die Partner finden sich mit Hilfe leiser melodischer Unkenrufe, einem rhythmischen „uuh…uuh…uuh“. Dann legen sie pro Pfütze nur etwa 10-20 Eier, dafür aber in mehrere Pfützen. So streut die Gelbbauchunke das Risiko zeitlich und örtlich. Wenn eine Pfütze eintrocknet, ist nicht der ganze Nachwuchs eines Jahres verloren. Und ist ein Monat besonders trocken, legt sie halt in nächsten Monat ihre Eier, wenn es wieder genug Pfützen gibt. Ausserdem geht die Entwicklung vom Laich zur voll entwickelten Unke viel schneller, als bei Grasfrosch und Erdkröte. Nach wenigen Wochen schon verlassen die Miniunken die Pfützen. Durch diese ausgeklügelte Strategie sichert die Gelbbauchunke ihr Überleben, ohne massenhafte Überproduktion an Laich. Ganz schön clever!

Das Biotop: Radspur mit trübem Wasser

Typisches Biotop

Die Gelbbauchunke, von oben gut getarnt im trüben Wasser

Gelbbauchunke: Von oben gut getarnt im trüben Wasser

Schon die Kaulquappen sind aufmerksam und scheu!

Schon die Kaulquappen sind aufmerksam und scheu

Die Füsschen sind schon zu sehen, bald geht's an Land!

Die Füsschen sind schon zu sehen, bald geht’s an Land!

Rettung eines Rehkitzes

Jedes Jahr werden unzählige Rehkitze Opfer der Mähmaschinen. Ihr angeborenes Verhalten, sich regunglos hinzulegen bis die Gefahr vorüber ist, funktioniert nicht, es wird den Kitzen in fataler Weise zum Verhängnis. Diesen Jahres im Mai konnten wir ein Rehkitz vor dem sicheren Tod retten. Die Wiese, in der es lag, war schon zur Hälfte abgemäht worden. Im nicht gemähten Teil fanden wir dieses Rehkitz. Kurz entschlossen haben wir es zwischen zwei Büschel Heu gepackt und in den Wald getragen, wo es vor den Messern der Mähmaschine sicher war. Anfassen darf man Rehkitze ja nicht, denn der menschliche Geruch soll angeblich die Mutter davor abschrecken, das Kitz wieder anzunehmen.

Eine putzige amerikanische Familie!

Seit 4 Uhr morgens sitze ich mit meiner Kamera an einer Suhle auf der Schwäbischen Alb. Suhlen sind natürliche oder künstlich angelegte Schlammbäder des Wildes. Besonders Wildschweinen und Hirsche baden sich gerne darin. Hier im Schlamm hat meine Freund, der Jagdpächter, noch Maiskörner vergraben. Ein paar Hände voll  hat er auch in der Umgebung verstreut. Der Mais soll die Wildschweine zusätzlich anlocken und von den Maisfeldern der Bauern fernhalten, wo diese Tiere grosse Schäden anrichten. Als es noch dunkel ist, kommt zuerst ein Dachs vorbei. Bei Tagesanbruch kommen Eichelhäher und Ringeltauben an die Suhle und füllen sich ihre Kröpfe mit Mais. Als die Sonne schon am Himmel steht und ich mit keinen Besuchern mehr rechne, kommt eine Waschbärfamilie zum Schlammloch. Mutter, Vater und 3 Jungbären. Wie putzig sie aussehen und sich bewegen. Es ist das erste Mal, dass ich lebendige Waschbären beobachten kann. Leider sind sie in Deutschland nicht gerne gesehen, es heisst sogar, sie seien „schädlich“ für unsere einheimischen Tiere. Sie stammen aus Amerika und wurden vor vielen Jahrzehnten illegal ausgesetzt. Sie fühlen sich in unseren Wäldern offensichtlich sehr wohl. An manchen Orten sind sie schon zur Plage geworden, denn sie durchwühlen Mülleimer nach Fressbarem oder stehlen Haustiere, z.B. Hühner und Kaninchen.  Aber niedlich finde ich sie trotzdem!